«Heute Nachmittag wurden die Verbandsspitzen der nationalen Dachverbände von der Seco-Direktorin Helene Budliger-Artieda in einer kurzfristig anberaumten Videokonferenz über den Stand der Arbeiten zu den durch Präsident Trump angekündigten Zöllen von 32 % auf Schweizer Importe aufdatiert. Die Zölle treten gestaffelt in Kraft: am 5. April tritt der generelle Zoll von 10 % in Kraft und dieser wird anschliessend am 9. April von den 32 % abgelöst.
Die Berechnung des Zolls von 32 % stellt auf das Defizit im Warenhandel ab. Die Schweiz exportiert Waren für rund 63 Milliarden Dollar in die USA. In die andere Richtung exportieren die USA mit rund 25 Milliarden deutlich weniger in die Schweiz. Das Warenhandelsdefizit beträgt somit rund 38 Milliarden. Das Warenhandelsdefizit setzt Trump ins Verhältnis zu den Gesamtexporten und kommt so auf die 61 %, welche er halbiert und in dieser Höhe Zölle einführt.
Die Schweiz ist somit Opfer von einer pauschalen Milchbüchleinrechnung geworden, welche ausschliesslich auf dem Handelsdefizit beruht, die aber nichts mit der effektiven Reziprozität der Zölle zu tun hat. Im Gegenteil: Die mengengewichteten Zölle der Schweiz gegenüber den USA sind mehr als Faktor 2 tiefer als die Zölle, welche die USA schon heute gegenüber Schweizer Waren erhebt.
Die USA sind ein wichtiger Exportmarkt für Schweizer Nahrungsmittel. 2024 wurden Nahrungsmittel im Wert von CHF 1.57 Milliarden in die USA exportiert. Dies entspricht einem Anteil von rund einem Sechstel der gesamten Nahrungsmittelexporte der Schweiz.
Für die Schweizer Nahrungsmittelindustrie bedeuten die Zölle eine spürbare Verteuerung im Zielmarkt, was sich auf die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Produkte auswirken wird. Hinzu kommt, dass mit höheren Importzöllen generell die Preise ausländischer Produkte in den USA ansteigen werden. Das erhöht den Inflationsdruck und schmälert die Kaufkraft der amerikanischen KonsumentInnen. Für die Schweizer Nahrungsmittelexporte entsteht dadurch ein doppelt nachteiliger Effekt: höhere Preise auf der einen Seite und eine potenziell sinkende Nachfrage auf der anderen.
Da die Zunahme der handelspolitischen Spannungen nicht im Interesse der Schweiz liegt und zudem auch mit Kosten für die Schweizer Bevölkerung verbunden wäre, sieht der Bundesrat zurzeit keine Gegenmassnahmen vor. Er setzt zurzeit auf eine Verhandlungslösung und wird sehr rasch versuchen, mit den USA eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu finden.
Bundespräsidentin Keller-Sutter hatte heute auch bereits Kontakt mit der Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen. Die EU wird in engem Austausch mit der Schweiz bleiben. Allenfalls wird die Schweiz ihre Position später auch je nach den Entwicklungen in der EU noch anpassen.»